Martingale oder Anti-Martingale – welches ist die bessere Sportwetten-Strategie?

Es gibt nicht den EINEN Sportwetter, sondern es gibt verschiedene Wege, um sich mit der schönsten Nebensache der Welt zu beschäftigen. Die einen platzieren aus dem Bauch heraus, die anderen schauen nur auf die Quote und wieder andere versuchen mit System und Strategie an die Sachen heranzugehen. Aber eines haben alle Wege gemeinsam: Genau wie beim Fußball, Tennis, Basketball oder anderen Sportarten geht es auch bei Sportwetten um das „Gewinnen“ als Ziel – am liebsten auch noch regelmäßig, um sich ein nettes Zubrot zu verdienen.

In unserem Artikel möchten wir Ihnen heute eine Wettstrategie vorstellen, die Ihren Ursprung im Casino hat, aber mittlerweile auch im Sportwetten-Bereich mit seiner Vielzahl von Events und Wettmöglichkeiten Einzug gehalten hat. Die Rede ist von der Martingale-Strategie. Sie beruht auf auf rein mathematischen Grundlagen, ist relativ simpel und man braucht kein Expertenwissen, sondern nur einen Zugang und ein gewisses Verständnis für Zahlen.

Aber was bedeutet Martingale überhaupt?

Das Wort kommt von der französischen Stadt Martigues, deren Einwohner als etwas naiv galten und vereinfacht könnte man „jouga a la martegalo“ daher mit „sehr waghalsig oder riskant spielen“ übersetzen. Angewandt wird die Strategie im Glücksspiel seit dem 18. Jahrhundert, primär kommt sie beim Roulette zum Einsatz und wird dort auch als „Verdopplungsstrategie“ bezeichnet. Warum Verdopplung? Weil der Einsatz im Verlustfall verdoppelt wird, um einen erlittenen Verlust durch einen größeren Gewinn zu kompensieren.

Klingt in der Theorie ja nicht schlecht, aber ist die Martingale-Strategie auch für Sportwetten geeignet und was müssen Sie beachten? Dazu sollten Sie die wichtigsten Merkmale beim Weiterlesen stets im Hinterkopf behalten:

  • Bei Verlust werden die Einsätze verdoppelt
  • Identische Wettquoten sind Voraussetzung
  • Aufgrund der Einsatzlimits (z.B. auf bestimmte Events oder beim Buchmacher an sich) nur begrenzt spielbar
  • Mindestquote von 2,0 erforderlich

Wie funktioniert die Martingale-Strategie in der Praxis?

Sie platzieren Ihre erste Wette in unserem Beispiel mit 1 Euro. Geht sie verloren, dann wird der Einsatz bei der zweiten Wette verdoppelt. Sollte auch Ihre zweite Wette schiefgehen, müssen beim nächsten Mal 4 Euro gesetzt werden. So geht es immer weiter und schon bei der achten Wette wären Sie mit 128 Euro im dreistelligen Einsatzbereich. Denn hält die „Pechsträhne“ weiter an, müssen Sie bei der elften Wette dann bereits stolze 1.024 Euro platzieren, um die vorherigen Verluste auszugleichen.

Machen wir es noch einmal anhand von unterschiedlichen Wettquoten und jeweils fünf gespielten Wetten greifbarer, denn nicht jeder Sportwetter hatte Mathe als Leistungskurs in der Schule.

Quote von 1,5

Einsatz Wettausgang Plus/Minus
Wette 1 5,00€ Verloren – 5,00€
Wette 2 10,00€ Verloren – 15,00€
Wette 3 20,00€ Verloren – 35,00€
Wette 4 40,00€ Verloren – 75,00€
Wette 5 80,00€ Gewonnen – 35,00€

Mit der fünften Wette gewinnen Sie bei 80 Euro Einsatz und einer 1,50-Quote 120 Euro, doch unterm Strich steht trotzdem ein Verlust von 35 Euro. Wie setzt sich das zusammen? Ganz einfach, denn Sie haben bei den fünf gespielten Wetten (5+10+20+40+80) ja bereits 155 Euro gesetzt, demgegenüber steht aber lediglich ein Gewinn von nur 120 Euro.

Quote von 2,0

Einsatz Wettausgang Plus/Minus
Wette 1 5,00€ Verloren – 5,00€
Wette 2 10,00€ Verloren – 15,00€
Wette 3 20,00€ Verloren – 35,00€
Wette 4 40,00€ Verloren – 75,00€
Wette 5 80,00€ Gewonnen + 5,00€

Mit Wette Nummer 5 gewinnen Sie bei 80 Euro Einsatz und einer 2,00-Quote 160 Euro, doch unterm Strich steht „nur“ ein Gewinn von 5 Euro. Wie setzt sich das zusammen? Ganz einfach, denn Sie haben bei den fünf gespielten Wetten (5+10+20+40+80) ja bereits 155 Euro gesetzt, demgegenüber steht aber lediglich ein Gewinn von nur 160 Euro. Aber immerhin sind Sie im Plus, wenn auch nur minimal.

Quote von 2,5

Einsatz Wettausgang Plus/Minus
Wette 1 5,00€ Verloren – 5,00€
Wette 2 10,00€ Verloren – 15,00€
Wette 3 20,00€ Verloren – 35,00€
Wette 4 40,00€ Verloren – 75,00€
Wette 5 80,00€ Gewonnen + 45,00€

Mit der fünften Wette gewinnen Sie bei 80 Euro Einsatz und einer 2,50-Quote 200 Euro, so dass in Summe ein Plus von 45 Euro auf Ihrem Wettkonto steht, wenn Sie die Einsätze abziehen

Anhand dieser Beispiele dürfte Ihnen hoffentlich vor Augen geführt worden sein, dass die Martingale-Strategie erst ab einer Wettquote von 2,0 funktionieren kann. Je höher die Quote der gespielten Wetten ist, desto besser sind die mathematischen Gewinnchancen. Allerdings steigt damit auch das Risiko bei einer längeren Verlustserie, denn wie sicher „treffen“ Sie eine 2,50-Quote? Diese Frage sollte und muss jeder Sportwetter für sich selbst beantworten!

Was sind die Vorteile der Martingale-Strategie?

Der entscheidende Vorteil der Martingale-Strategie liegt darin, dass Sie als Sportwetter hierfür keine besonderen Fachkenntnisse benötigen. Sie brauchen keine Formen der Spieler, keine Tabellenstände in der Liga, keine Verletzungen, keinen Heimvorteil oder vielleicht sogar die Statistiken von Tennisspielern auf unterschiedlichen Belägen beim Tennis zu berücksichtigen.

Sie müssen sich lediglich die Mühe machen, Wettmöglichkeiten mit einer gleichbleibenden Quote von 2,0 oder höher im umfangreichen Wettprogramm der diversen Anbieter herauszusuchen und stringent auf diese zu setzen.

Was sind die Nachteile der Martingale-Strategie?

Bei einem Blick auf die Beispiele wird schnell offensichtlich, dass die Einsätze nach einer längeren Verlustserie sehr hoch sind. Ein Großteil der Sportwetter hat das nötige „Kleingeld“ dafür aber nicht zur Verfügung und stößt an seine Grenzen. Zumal die den Einsätzen gegenüberstehenden potenziellen Gewinne, doch eher gering ausfallen.

  • Es können nur Wetten mit einer Quote ab 2,0 genutzt werden
  • Das Fachwissen hat keinen Einfluss auf den Tipp
  • Buchmacher haben Limits

Wie lautet das Fazit zur Martingale-Strategie?

Die Beschäftigung mit dem mathematischen System ist durchaus interessant und man tut etwas für sein Zahlenverständnis. In der Theorie mag der Ansatz „Verluste durch Verdopplung auszugleichen“ durchaus seinen Reiz auf den einen oder anderen Sportwetter ausüben, doch wir raten dringend von der Umsetzung in der Praxis ab. Denn die Martingale-Wettstrategie erfordert zwei Dinge, die in der Praxis (fast) nicht vorkommen:

  1. Unbegrenztes Wettkapital: Nicht jeder hat das Bankkonto von Bill Gates zum Wetten zur Verfügung!
  2. Keine Einsatzlimits bei den Buchmachern: Bei diversen Events/Ligen ist der Maximaleinsatz aber begrenzt!

Erschwerend kommt hinzu, dass auch nicht immer konstante Quoten vorhanden sind, was die Suche nach bewettbaren Spielen unter dem Gesichtspunkt der Martingale-Strategie erschwert. Und da Sie sich auf nackte Zahlen verlassen, sollten Sie sich vor Augen führen, dass sich der Buchmacher auf lange Sicht gegenüber Ihnen mathematisch stets im Vorteil befindet – wie würden sonst Tipico, Betway, Bwin & Co. überleben können?

Da man mit der Martingale-Strategie (fast) immer – es sei denn, Sie haben eine wahre Glückssträhne – in kurzer Zeit unverhältnismäßig hohe Summen verspielt, wollen wir den Spieß jetzt umdrehen und Ihnen im zweiten Teil des Artikels die Anti-Martingale-Strategie als Alternative vorstellen.

Wie der Name bereits sagt, handelt es sich hierbei genau um die entgegengesetzte Strategie, also um eine Gewinn- anstatt einer Verlustprogression. Die Herangehensweise ist demnach so, dass man als Sportwetter aus den Profiten der gewonnenen Wetten agiert und das Eigenkapital hintenanstellt.

Diese Strategie kann daher sehr gut mit einem kleineren Budget gespielt werden und lässt zudem auch individuelle Abwandlungen zu, die jeder Sportwetter für sich selbst festlegen kann.

Wie funktioniert die Anti-Martingale-Strategie?

Die Wettstrategie funktioniert ebenfalls sehr simpel. Wenn der Kunde seine Wette gewinnt, verdoppelt er beim nächsten Tipp seinen Einsatz. Verliert er seine Wette, wird der Einsatz beim nächsten Mal halbiert anstatt verdoppelt. Man könnte also durchaus von einem konservativen Money Management sprechen. Außerdem sollten Sie eine klare Gewinngrenze festlegen und für sich vorab definieren, über wie viele Stufen Sie die Wettstrategie spielen wollen, ehe Sie den Einsatz automatisch zurücksetzen.

Die Anti-Martingale-Strategie am konkreten Beispiel (7 Stufen) mit unterschiedlichen Quoten:

Quote 1,5

Einsatz Wettausgang Plus/Minus
Wette 1 10,00€ Verloren – 10,00€
Wette 2 5,00€ Verloren – 15,00€
Wette 3 2,50€ Gewonnen – 13,75€
Wette 4 5,00€ Verloren – 18,75€
Wette 5 2,50€ Gewonnen – 17,50€
Wette 6 5,00€ Gewonnen – 15,00€
Wette 7 10,00€ Gewonnen -10,00€

In diesem Beispiel haben Sie zwar vier von sieben Wetten (5%) gewonnen, doch unterm Strich steht ein Verlust von 10 Euro.

Quote 2,0

Einsatz Wettausgang Plus/Minus
Wette 1 10,00€ Verloren – 10,00€
Wette 2 5,00€ Verloren – 15,00€
Wette 3 2,50€ Gewonnen – 12,50€
Wette 4 5,00€ Verloren – 17,50€
Wette 5 2,50€ Gewonnen – 15,00€
Wette 6 5,00€ Gewonnen – 10,00€
Wette 7 10,00€ Gewonnen +/- 0,00€

Wieder wurden vier von sieben Wetten gewonnen und aufgrund der höheren Quote (2,00 vs. 1,50) schließt der Sportwetter seinen Spielzyklus diesmal mit einem Nullsummenspiel ab.

Quote 2,5

Einsatz Wettausgang Plus/Minus
Wette 1 10,00€ Verloren – 10,00€
Wette 2 5,00€ Verloren – 15,00€
Wette 3 2,50€ Gewonnen – 11,25€
Wette 4 5,00€ Verloren – 16,25€
Wette 5 2,50€ Gewonnen – 10,00€
Wette 6 5,00€ Gewonnen – 2,50€
Wette 7 10,00€ Gewonnen + 12,50€

Diesmal hat der Sportwetter am Ende seiner vorher festgelegten Stufen einen Gewinn von 12,50 Euro eingefahren, der Gesamteinsatz betrug 40 Euro.

Für wen ist die Anti-Martingale-Strategie geeignet?

Wenn Sie nicht an exorbitanten Gewinnen und deren Auszahlung in kurzer Zeit interessiert sind, sollten Sie die Anti-Martingale-Strategie für sich weiter durchdenken und vielleicht auch beim Wettanbieter des Vertrauens ausprobieren. Sollten Sie das wollen, ist ein gewisses Maß an Risikobereitschaft hilfreich, um einen erfolgreichen Lauf von mehreren gewonnenen Wetten am Stück zu erreichen.

Gelingt es Ihnen beispielsweise vier Wetten in Folge mit einem Grundeinsatz von 10 Euro und einer Wettquote von 2,0 durchzuspielen, winkt immerhin ein Reinerlös von 150 Euro (Gewinn= 300 Euro bei einem Gesamteinsatz von 150 Euro) wie folgende Aufstellung beweist:

Erste Wette: Einsatz 10 Euro x 2,0 = 20 Euro
Zweite Wette: Einsatz 20 Euro x 2,0 = 40 Euro
Dritte Wette: Einsatz 40 Euro x 2,0 = 80 Euro
Vierte Wette: Einsatz 80 Euro x 2,0 = 160 Euro

Wenn Sie etwas defensiver agieren wollen, könnten Sie z.B. nach der zweiten gewonnenen Wette auch das Eigenkapital abziehen und nur noch mit bis dato erzielten Wettgewinn weiterspielen. Dann würde die dritte Wette mit 30 statt 40 Euro platziert werden.

Die Anti-Martingale-Strategie auf einen Blick

  • Einsatzverdopplung im Gewinnfall
  • Halbierung der Summe im Verlustfall
  • Wettanzahl eines Zyklus muss vorher festgelegt werden
  • Praktisch nur umsetzbar bei Quoten über 2,0

Die Wettstrategie ist aufgrund der mathematischen Komplexität durchaus anspruchsvoll, ist aber für fortgeschrittene Sportwetter absolut machbar. Darüber hinaus sind individuelle Anpassungen möglich und nötig, um sich möglichst „sicher“ mit der Strategie zu fühlen.

Und wie sagte einst schon Trainerlegende und Weltmeister-Macher Sepp Herberger: „Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen wie es ausgeht.“ Das gilt auch für das „Wetten“ auf Fußball & Co., denn nicht immer werden die Ergebnisse wie von Ihnen erwartet ausfallen. Stichwort sind überraschende Siege von Außenseitern, die in gewisser Weise ja auch den Reiz des Sports ausmachen, aber das Leben von Sportwettern schwermachen.

Trotzdem kann eine auf Ihre persönlichen Bedürfnisse (Bankroll, Wettanbieter, Zeitaufwand, mathematische Verständnis, etc.) ausgerichtete Wettstrategie Ihnen beim Wetten helfen – viel Erfolg!

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